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Hrant Dink Forum Köln

Making-of 'Mordakte Hrant Dink'


Als die Kölner Filmemacher Osman Okkan und Simone Sitte vor über drei Jahren einen bitter notwendigen Film über das schwierige Thema “Armenier und die Türkei” konzipierten, um dieses große Tabu-Thema der Türkei zur offenen Diskussion zu stellen, fanden sie in Hrant Dink, dem Herausgeber der armenischen Wochenzeitung AGOS in Istanbul, ihren größten Unterstützer.

Auf Reisen und in zahlreichen Gesprächen erforschten Okkan und Sitte die ungeahnten, immer noch aktuellen Dimensionen der größten Tragödie, die die anatolische Landschaft im letzten Jahrhundert erfahren hat, als im Zuge der Vernichtungspolitik des zerfallenden Osmanischen Reiches etwa anderthalb Millionen Armenier in den Tod getrieben und die Nachfahren der Überlebenden zur Aufgabe ihrer Identität gezwungen wurden.

„Viele der Überlebenden wurden zu Kurden. Aber selbst wenn du konvertiert bist, wirst du nicht als echter Muslim anerkannt. Wenn irgend etwas passiert, wirst du als Armenier beschimpft. [...] Wir verloren dort Haus, Hof, alles... [...] Da kamen wir hierher. Warum wir Muslime geworden sind…nicht weil es uns gut ging... [...]“ - (Bericht eines älteren Mannes im Film) Die Fortsetzung dieser bis heute nicht verarbeiteten Tragödie erreichte ihren neuen Höhepunkt, als der engagierte Menschenrechtler Hrant Dink vor zwei Jahren auf offener Straße in Istanbul ermordet wurde.

Der Mord löst eine unerwartete Welle von Emotionen aus. „Wut und Empörung, Solidarität und Ohnmacht liegen dicht beieinander“ heißt es in der „Mordakte Hrant Dink“. Bemerkenswert sind die versöhnlichen Worte seiner engsten Verwandten, Freunde und Kollegen auf die Ermordung. Trotz offener Gewalt, Drohungen und Beschimpfungen fordern sie Dialogbereitschaft und gegenseitigen Respekt, und werben für ein friedliches Miteinander.

"Es wäre zu einfach, zu behaupten, dieses Land sei eine Hölle, weil er ermordet wurde. Das wäre gleichbedeutend damit, dass man ihn noch einmal tötet. [...] Seine Ermordung führte schließlich zu einer großartigen Abrechnung der türkischen Gesellschaft mit ihrer eigenen Vergangenheit, das ist hier fast wie eine Revolution. Mit seinem Tod erfüllte er sozusagen seine eigene Mission.“ - (Karin Karakaşlı, Journalistin und ehemals enge Mitarbeiterin von Dink).

Das alles hatten die Filmemacher Osman Okkan und Simone Sitte bei weitem nicht ahnen können, als sie den Film engagiert planten. Auch nicht, dass Osman Okkan den Film alleine fertig stellen musste, Simone Sitte verstarb 2006 während der Vorarbeiten zum Film. Mit einem deutsch-türkisch-armenischen Team begab Okkan sich auf eine Spurensuche mit der Kamera – zwischen Armenien und der Türkei, zwischen tiefer Betroffenheit und unbeschreiblicher Trauer, zwischen nationalistischen Mafiastrukturen und ihren Verflechtungen mit
staatlich tolerierten Geheimbünden.



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